Hochwasser
Hochwasserereignisse
In Flusseinzugsgebieten entstehen Hochwasserschäden meist durch Ausuferungen von Oberflächengewässern. Diese Ereignisse werden vor allem im Zuge der Umsetzung der Europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (EU-HWRM-RL) betrachtet. Die Überflutung breitet sich dabei ausgehend vom Gewässerlauf in die angrenzenden Bereiche aus.
Überflutungen durch Starkregen finden dagegen insbesondere auf der Geländeoberfläche, in Gräben und Mulden und in sehr kleinen Gewässern statt. Der Abfluss erfolgt oberflächlich und dem Gefälle folgend zum Tiefpunkt hin. Ein Oberflächenabfluss kann außerdem nach dem Eintritt ins Gewässer bei den Unterliegern zu einer Ausuferung des Gewässers beitragen und ein Hochwasser erzeugen bzw. die Hochwasserentwicklung verstärken. Insbesondere bei kleineren Gewässern ergeben sich Überflutungen oftmals aus einer Kombination von Abflüssen auf der Geländeoberfläche und in den Fließgewässern, verbunden mit Geschiebe- und Gerölltransport.
Für Überflutungen aus Gewässern wurden im Rahmen der Umsetzung der EU-HWRM-RL landesweit durch die Bezirksregierungen Hochwassergefahrenkarten erstellt und veröffentlicht (siehe auch Auflistung, Buchstabe D) „Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten NRW“). Die Hochwassergefahrenkarten basieren auf statistischen, hydrologischen Abflusskennwerten, die speziell für ein Gewässer ermittelt werden. In der Regel werden in NRW Niederschlag-Abfluss-Modelle dafür verwendet. Durch eine hydraulische Modellierung und unter Verwendung von geografischen Informationssystemen (GIS) kann die Ausuferung und die Überflutung für ausgewählte Jährlichkeiten für ein Gewässer bestimmt und dargestellt werden. In NRW werden die Hochwassergefahrenkarten für folgende Szenarien erstellt:
- HQ häufig: ein Hochwasser, das im Mittel alle 10 bis 20 Jahre auftritt
- HQ 100: ein Hochwasser, das im Mittel alle 100 Jahre auftritt,
- HQ extrem: ein extremes Hochwasser, das im Mittel seltener als alle 100 Jahre auftritt (sogenanntes „Jahrtausendhochwasser“)
Während in den Hochwassergefahrenkarten die Überflutungsbereiche für Abflüsse zu definierten Jährlichkeiten abgebildet sind, zeigen Starkregengefahrenkarten die Ergebnisse aus Simulationen von verschiedenen Oberflächenabflussszenarien, denen keine entsprechenden Jährlichkeiten oder Wiederkehrzeiten zugeordnet werden können (siehe nachfolgende Abbildung).
Hochwassergefahrenkarten werden federführend durch die Bezirksregierungen für bestimmte Gewässer erstellt, während die Starkregengefahrenkarten im Rahmen des kommunalen Starkregenrisikomanagements von den Kommunen erstellt werden sollten. Auswirkungen durch unkontrollierte Oberflächenabflüsse bei Starkregenereignissen können systembedingt in den gewässerbezogenen Hochwassergefahrenkarten des Landes nicht dargestellt werden.
Die Hochwassergefahrenkarten - Hochwasserrisikomanagementpläne (HWRM) von NRW und Stadt Bedburg
Die Gefahrenkarten für Starkregen und Hochwasser beruhen auf unterschiedliche Ermittlungsansätzen und unterscheiden sich daher wie folgt:
- Hochwassergefahrenkarten zeigen die Ausuferung von oberirdischen Gewässern auf.
- Starkregengefahrenkarten stellen dagegen die Gefahren durch Überflutung infolge starker Abflussbildung auf der Geländeoberfläche nach Starkregen dar. Sie zeigen die Fließwege des Oberflächenabflusses zum oberirdischen Gewässer auf.
Während bei Flusshochwasser in der Regel eine entsprechende Vorwarnzeit gegeben ist und die gefährdeten Bereiche bekannt sind, sind Überflutungen aus Starkregen in ihrem lokalen Auftreten mit den aktuellen Prognosemodellen nur schwer vorherzusagen und können zudem überall und unvermittelt vorkommen – auch fernab von Gewässern. Hochwasser ist eine zeitlich beschränkte Überschwemmung von normalerweise nicht mit Wasser bedecktem Land, insbesondere durch oberirdische Gewässer oder durch in Küstengebiete eindringendes Meerwasser. Davon ausgenommen sind Überschwemmungen aus Abwasseranlagen. Hochwasser bezieht also Überschwemmungen infolge Starkregen ein, nicht aber starkregenbedingte Überflutungen aus dem Kanal.
Die im Stadtgebiet Bedburg betroffenen Gebiete sowie weitere allgemeine Informationen können über die nachstehend aufgeführten Links eingesehen werden:
D) Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten NRW:
E) Hochwasserrisikomanagementplan zur Stadt Bedburg:
Kommunensteckbriefe zum Hochwasserrisikomanagementplan (Auswahl für Bezirksregierung Köln)
Abflussrelevante Gewässer und Wasserrückhalt in der Fläche (Außenbereich)
Bauliche Maßnahmen an abflussrelevanten Gewässern können außerhalb und innerhalb der bebauten Flächen angesetzt werden. In Außengebieten sollten Baumaßnahmen rückhaltungsorientiert gestaltet sein und Maßnahmen zur Abflussverzögerung und zum Erosionsschutz beinhalten. Innerhalb der Ortslagen sollten bauliche Maßnahmen abflussorientiert sein und hydraulische Engstellen (v. a. Verrohrungen, Durchlässe etc.) entschärfen oder beseitigen. Hierzu müssen auch die jeweiligen Abflussquerschnitte bedarfsgerecht optimiert werden.
Abflussrelevante Gewässer sind neben den sichtbaren Gewässerläufen auch die Gewässer, die nur zeitweilig wasserführend sind und eine besondere Gefahr darstellen. Ein Problem im Zusammenhang mit diesen häufig nur als „Geländerinnen“ wahrgenommenen Strukturen ist das fehlende Bewusstsein für die Gefahren bei Starkregenereignissen. Dies führt häufig zu unzureichender Unterhaltung und Pflege der Gewässerläufe und ihrer Bauwerke. Die regelmäßige Inspektion, Wartung und Funktionspflege von allen abflussrelevanten Gewässern im Rahmen von Wartungs- und Unterhaltungsplänen ist hier besonders wichtig. Eine große Gefahr innerhalb der Ortslagen geht von Abflusshindernissen aus. Die Beseitigung bzw. Optimierung von abflussmindernden Einbauten (Stege, Brücken, Zäune, Mauern, querende Leitungen, Ablagerungen, Bewuchs usw.) verringert die Gefahr, dass Gewässer an diesen Engstellen über ihre Ufer treten und sich neue Abflusswege suchen.
Bei Einlaufbauwerken sollte auf eine hydraulisch günstige Gestaltung geachtet werden. Durch den Einsatz räumlicher Rechen und Vorrechen für grobes Treibgut sowie mit der Einrichtung von Geröllfängen können die Gefahren der Verklausung reduziert werden. Auch hier ist eine regelmäßige Inspektion, Wartung sowie die Räumung von Schwemmgut im Rahmen von Wartungsplänen angebracht.
Außerhalb der Siedlungsbereiche sollten im Sinne des vorsorgenden Überflutungsschutzes auch dezentrale Maßnahmen zum Einsatz kommen, die zu einem vermehrten Wasserrückhalt in der Fläche führen. Diese Maßnahmen tragen zur Verminderung des Überflutungsrisikos bei, indem durch verminderten Oberflächenabfluss sowie verstärkte Retention und Infiltration Scheitelabflüsse und Wellenvolumen reduziert werden und so ein Beitrag zur Reduzierung von Überflutungsschäden geleistet wird.
Land- und Forstwirtschaft können durch eine angepasste Bewirtschaftung den Wasserrückhalt in der Fläche stärken, damit das Überflutungsrisiko verringern und Erosion vermeiden. Im Bereich der Landwirtschaft kann dies beispielsweise durch Grünlandbewirtschaftung oder eine konservierende Bodenbearbeitung wie Mulch- bzw. Direktsaat erreicht werden. Aber auch gezielte Veränderungen der konventionellen Bodenbearbeitung können zum Wasserrückhalt beitragen, wenn z. B. Äcker in Hanglage hangparallel gepflügt werden. Dadurch kann das Wasser besser in den Furchen versickern, anstatt schnell oberflächlich abzufließen. Retentionsfördernde Maßnahmen bieten außerdem auch Vorteile in Bezug auf andere naturschutzfachlich relevante Zielsetzungen, wie z. B. Erosionsschutz, Gewässerschutz oder Arten- und Biotopschutz.
Auch stabile, naturnahe Mischwälder leisten einen Beitrag für den Hochwasserschutz. Der Oberflächenabfluss ist geringer und erfolgt langsamer als bei anderen Landnutzungsformen. Außerdem können Waldböden einen Großteil der Niederschläge an Ort und Stelle speichern. Bach- und flussbegleitende Auwälder ertragen problemlos auch längere Überschwemmungen und sorgen, wie ein Zwischenspeicher, für einen langsamen Abfluss. Wichtige Maßnahmen zum Erhalt oder Ausbau dieser Retentionsfunktionen sind z. B. die Waldmehrung, v. a. in gering bewaldeten Regionen und Überflutungsbereichen, die Erhaltung der Waldfläche allgemein, der Umbau von Nadelbaum-Reinbeständen in stabile, naturnahe und klimatolerante Mischwälder, die Revitalisierung von Auwäldern, die Renaturierung von Mooren sowie die Anlage von Tümpeln und Feuchtbiotopen. Die abflussdämpfende Wirkung von Wald stößt bei sehr starken Niederschlägen allerdings auch an ihre Grenzen (Wassersättigung des Bodens).
Weitergehende Quellen zu unseren heimischen Gewässern
I) Zur Erft im Bereich Stadt Bedburg:
J) Zum Finkelbach:
ELWAS (Elektronisches wasserwirtschaftliches Verbundsystem für die Wasserwirtschaftsverwaltung in NRW)
Quellenangaben:
- Arbeitshilfe kommunale Starkregenrisikomanagement, Hochwasserrisikomanagementplanung in NRW, Stand: November 2018 (www.umwelt.nrw.de), Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen
- Deutsche Welle (www.dw.com), Die Flutkatastrophe 2021 – Ein Protokoll, 14.07.2022
- Leitfaden Starkregen – Objektschutz und bauliche Vorsorge – Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BSSR,) Stand: November 2018
- Starkregeneinflüsse auf die bauliche Infrastruktur – Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BSSR,), Stand Januar 2018