Bedburger trinken gemeinsam Kaffee: Der „spendierte Kaffee“ für Bedürftige
Einen Kaffee kaufen, dazu einen zweiten bezahlen und „aufschieben bzw. spendieren“. Dieses Prinzip steckt hinter der Aktion Caffè sospeso – übersetzt: Der aufgeschobene, spendierte Kaffee. Dieser zweite, dann bereits bezahlte Kaffee, kann anschließend von einem Menschen erfragt werden, der sich gerade keinen Kaffee leisten kann.
Die Bedburger Handwerksbäckereien von Clare und Guido Boveleth sowie Jessica und Robert Küpper engagieren sich seit 2022 in Bedburg mit der Idee, die ursprünglich aus Italien kommt und inzwischen großen Zuspruch in Deutschland findet. In Bedburg gibt es seither bei den beiden Handwerksbäckereien die Möglichkeit, ein „spendiertes“ Teilchen oder ein belegtes Brötchen und neben Kaffee auch einen Tee und Kakao zu spendieren, bzw. abzufragen (unterschiedliche Angebote).
Diese besondere Aktion soll besonders in der Vorweihnachtszeit noch einmal mehr Aufmerksamkeit erhalten. Da die Bäckerei Küpper aufgrund eines Brandes aber geschlossen ist, ist es aktuell nur in den Filialen der Bäckerei Boveleth in Kaster und Kirchherten möglich, einen Kaffee zu spendieren bzw. zu erhalten.
Für viele bedürftige Menschen ist es dabei zu unangenehm, offen nach einer Spende zu fragen. Daher wird die Stadt Bedburg erneut Gutscheine drucken und diese in Höhe der Spenden der Bedburger Tafel zukommen lassen. Die Möglichkeit, seinen spendierten Kaffee direkt bei den Handwerksbäckereien vor Ort zu erhalten, besteht aber weiterhin.
Hintergrund:
Der Caffè sospeso (aufgeschobener, spendierter Kaffee) ist eine lokale Besonderheit der neopolitanischen Kultur. Seit der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert eablierte sich in vielen Bars der Stadt der Brauch, außer dem eigenen Kaffee auch einen weiteren Kaffee zu bezahlen. Dieser Kaffee wird vom Batista notiert und auf Nachfrage ausgeschenkt.
Einheimische führen die Tradition darauf zurück, dass die Neapolitaner in der Geschichte oft auf sich selbst gestellt gewesen sind. In diesem Umfeld entwickelten sich Strukturen der Selbstverwaltung, um den Mangel an politischer Führung auszugleichen. (Quelle: Wikipedia)
Bundesweit gibt es inzwischen viele Geschäfte, die sich an dieser Aktion beteiligen. In 2022 hat die Stadt Bedburg den „spendierten Kaffee“ initiiert. Mit den zu dieser Zeit noch drei Handwerksbäckereien, dem Werbekreis Bedburg e. V. und der Werbegemeinschaft Kaster ging es los. Die Stadt Bedburg entwickelte ein eigenes Logo und stellte die Kreidetafeln bei den teilnehmenden Filialen auf. Dort ist seitdem gut zu erkennen, ob in der Filiale spendierter Kaffee abzufragen ist: jede Spende wird mit einem Kreidestrich markiert, wenn etwas abgefragt wurde, wird ein Strich entfernt.
Die Spendenbereitschaft der Bedburgerinnen und Bedburger war enorm und so konnten zusätzlich noch die Tafel und gemeinnützige Veranstaltungen mit Backwerk versorgt werden.
Fragen und Antworten zum „spendierten Kaffee“:
Woher weiß ich, wo ich einen „Kaffee & Co“ spendieren kann?
Wer in den Bedburger Filialen das Logo sieht, kann einen Kaffee (und mehr) spendieren.
Wie bekomme ich einen spendierten Kaffee?
Wer in den Bedburger Filialen das Logo sieht, kann nach einem aufgeschobenen Kaffee, Teilchen oder Brötchen (ggfs. unterschiedliche Angebote) fragen und bekommt seinen Wunsch erfüllt – ohne Gegenfrage, sich erklären oder ausweisen zu müssen. Die Aktion basiert auf Vertrauen und Fürsorge. Zusätzlich stehen bei den teilnehmenden Filialen gut sichtbar kleine Kreidetafeln, wo per Kreidestrich notiert wird, wie viele spendierte Kaffees derzeit zur Verfügung stehen. Die Kundinnen und Kunden der Bedburger Tafel erhalten Gutscheine.