Demonstrationsanlage für Agri-PV in Bedburg eröffnet
Solarstromerzeugung und Landwirtschaft auf demselben Acker – wie beides am besten kombiniert werden kann, untersucht RWE in einer Demonstrationsanlage (3,2 Megawatt peak) für Agri-Photovoltaik (Agri-PV) hier bei uns in Bedburg. Am Rande des Tagebaus Garzweiler erzeugen seit Anfang des Jahres rund 6.100 Solarmodule grünen Strom. Damit können jedes Jahr rechnerisch 1.044 Haushalte klimafreundlich versorgt werden.
In den vergangenen Wochen wurde das erste Saatgut ausgebracht und Nutzpflanzen gesetzt. Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach sowie Vertrerinnen und Vertreter von RWE eröffneten die Anlage gemeinsam mit NRW-Ministerin Mona Neubaur, Landrat Frank Rock und weiteren Gästen.
„Die Energiewende mit konkreten Projekten sichtbar machen, das ist es, was jetzt für die Menschen hier vor Ort und für den gesamten Prozess enorm wichtig ist und letztlich das, was zählt. Für die Riesenaufgabe, einen zügigen Strukturwandel im Revier in so kurzer Zeit zu stemmen, brauchen wir innovative Ideen, großes technisches Know-how und mutige Unternehmen, die bereit sind, ohne Zögern neue Wege zu gehen. Die Inbetriebnahme der Agri-PV-Anlage zeigt, dass wir diesbezüglich bestens aufgestellt sind und das motiviert uns alle, weiter gemeinsam an dieser Generationenaufgabe zu arbeiten“, erklärt Bürgermeister Sascha Solbach.
Auf ihrer Demonstrationsanlage untersucht RWE das Zusammenspiel von Pflanzenwachstum und Photovoltaik über einen Zeitraum von fünf Jahren unter verschiedenen saisonalen Wetterbedingungen. Ziel ist es, auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse geeignete Bewirtschaftungsmethoden und wirtschaftliche Betreiberkonzepte für Agri-PV-Anlagen zu entwickeln.
Eine Fläche, drei technische Agri-PV-Konzepte
Auf der rund sieben Hektar großen Rekultivierungsfläche testet RWE drei verschiedene Konzepte: Bei der ersten Variante sind die Solarmodule fest und senkrecht auf dem Ständerwerk angebracht. Bei der zweiten Variante sind die Module auf einer beweglichen Achse montiert, um dem Lauf der Sonne von Ost nach West folgen zu können.
Zwischen den Modulreihen haben Landwirte des RWE-Schirrhofs eine Klee-Gras-Mischung und Luzerne ausgesät. Dabei handelt es sich um robuste Nutzpflanzen, die dank ihres tiefen Wurzelsystems den Boden auflockern und so gute Bedingungen für den Anbau von Getreide, Hackfrüchten, wie beispielsweise Kartoffeln, und verschiedenen Gemüsesorten in den kommenden Jahren schaffen.
Bei der dritten Variante wurden die Module erhöht auf einer Pergola-ähnlichen Unterkonstruktion angebracht. Darunter hat ein Landwirt aus der Region Himbeeren als Topfkulturen aufgestellt. Diese Anbauform ermöglicht unter anderem ein gesundes Pflanzenwachstum mit hohen Erträgen und besser planbare Erntezeiten.
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch das Institut für Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE). Gefördert wird das Vorhaben vom Land Nordrhein-Westfalen über das Programm progres.nrw für Klimaschutz und Energiewende.
Weitere Stimmen zur Eröffnung der Agri-PV-Anlage:
Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen: „Der massive Ausbau Erneuerbarer Energien ist zentrales Element des Strukturwandels im Rheinischen Revier und zugleich unverzichtbar für die Energiewende in Nordrhein-Westfalen, eine sichere Energieversorgung und stabile Preise. Agri-PV kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten, denn knappe Flächen werden dadurch doppelt genutzt: Für die Landwirtschaft, aber auch für die Erzeugung grünen Stroms, den wir dringend brauchen. Wir unterstützen dieses innovative Projekt mit 650.000 Euro aus dem Programm progres.nrw für Klimaschutz und Energiewende.“
Katja Wünschel, CEO RWE Renewables Europe & Australia: „Grüner Strom und grüne Pflanzen – eine sinnvolle und nachhaltige Kombination. Da fruchtbare Böden eine knappe Ressource sind, müssen wir verantwortungsvoll und effizient damit umgehen. Der große Flächenbedarf für den weiteren Ausbau der Solarenergie macht die Symbiose von Ackerbau und Solarstromerzeugung besonders wertvoll. Denn so lässt sich eine doppelte Ernte einfahren. Unsere Agri-PV-Demonstrationsanlage in Bedburg trägt zur wichtigen Anwendungsforschung bei, um das volle Potenzial dieser Technologie zukünftig auszuschöpfen.“
Frank Rock, Landrat Rhein-Erft-Kreis: „Um die Herausforderungen des Strukturwandels in der Region zu bewältigen, ist die Verfügbarkeit und eine effiziente Nutzung der Flächen unverzichtbar. Agri-PV bietet den Landwirten die Chance, sich nicht mehr zwischen einem Solarpark oder Acker entscheiden zu müssen, sondern beides gleichzeitig zu nutzen. Die gute und beispielhafte Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Staat hat dieses Demonstrationsprojekt ermöglicht – gerade solch innovative Ansätze lassen mich positiv auf die zukünftige Entwicklung unseres Rheinischen Reviers blicken.“
Anna Heimsath, Abteilungsleiterin Analyse Module und Kraftwerke beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme: „Agri-PV-Anlagen sind so vielfältig wie die Landwirtschaft, mit der sie ein System bilden. An den drei Anlagentypen in Bedburg sammeln und analysieren wir eine Vielzahl an Daten, um zu verstehen ob und wie sich die landwirtschaftliche Nutzung auf die Solarstromproduktion der unterschiedlichen Systemauslegungen auswirkt. Die erhobenen Kennzahlen werden uns außerdem dabei helfen, Simulationsmethoden für Agri-PV zu verbessern.“
Prof. Ulrich Schurr, Direktor des Instituts für Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich: „Die Demonstrationsanlage ist ein wichtiger Baustein für den Strukturwandel und beim Aufbau der Modellregion BioökonomieREVIER. Hier können wir gemeinsam mit RWE und der landwirtschaftlichen Praxis entwickeln, wie Energiewende und nachhaltige Pflanzenproduktion für Ernährung und bio-basierte Rohstoffe Hand in Hand umgesetzt werden können.“