Ortschaft Kaster
Zurück zur Übersicht der Ortschaften
Kastere, Kast
Die erste Erwähnung des Namens Kaster findet man im Jahre 1148: Abt Albert von Werden kauft den Hof Angern in der rechtsrheinischen Grafschaft Berg von Heinrich von Kaster ("dominum Heinricum de Kastere").
Die Herren von Kaster aus diesem Geschlecht lassen sich bis 1231 nachweisen, als Gottschalk von Kaster als Siegelzeuge für Wilhelm IV. von Jülich auftritt. Ab 1273 tauchen dann nur die Jülicher Grafen als Inhaber von Kaster auf, als jener Wilhelm den Sitz an König Rudolf von Habsburg abtritt und den Hof vom König als Lehen zurück erhält.
Geprägt ist diese Zeit durch die Kämpfe zwischen Jülich und dem Kölner Erzbischof. Als Wilhelm 1278 in Aachen stirbt, fällt das das Heer des Erzbischofs unverzüglich in die Jülicher Besitzungen ein und zerstört unter anderem die Burg Kaster. Auf Druck zahlreicher jülicher Verbündeter muss dann aber der Erzbischof die Eroberungen wieder zurückgeben. In Frieden von Pingsheim 1279 erhält die Witwe Wilhelms, Ricardis, das Recht, die Burg Kaster wieder aufzubauen und als zukünftigen Witwensitz zu nutzen. Ab dieser Zeit nennt sich der dritte Sohn als Gerhard von Kaster (der erste Sohn Wilhelm starb mit seinem Vater in Aachen, der zweite Walram wurde Graf von Jülich). Erst ab diesem Zeitpunkt beginnt der Bau einer kleinen Siedlung um die Burg herum. Als Walram stirbt und Gerhard Graf von Jülich wird, forciert er den Ausbau von Kaster als Grenzpunkt gegen das kurkölnische Gebiet auf der anderen Seite der Erft und in Bedburg.
Ab 1306 wird aus Kaster ein Verwaltungssitz mit einem Amtmann, aus dem 1383 schließlich das Amt Kaster wird. 1339 ist erstmalig von der Stadt Kaster die Rede. Kaster erhält ein eigenes Schöffengericht, das Zollrecht (Kaster-Tollhaus war die Zolleinnahmestelle) und in einer Urkunde von 1405 tauchen erstmalig ein Bürgermeister und der Rat der Stadt auf. In dieser Zeit (1364) waren sogar eigene Maßeinheiten gültig: für Getreide das „Kasterer Malter“ (= 150,33 l; bis ins 19. Jh. in Gebrauch), der Kasterer Fuß (= 0,28 m) und der Morgen von Kaster (= 30,78 ar).
Die Burg selber erfährt bis ins Jahr 1542 eine Glanzzeit, da sie als Witwensitz reichlich für eine üppige Hofhaltung ausgestattet wurde. Erst der Kampf um Gelder machte dem ein Ende: Die Burg wurde zerstört und nur notdürftig wieder aufgebaut.
Nur wenige Städte im Gebiet des Mittelrheins können uns ein so geschlossenes Bild einer mittelalterlichen Stadt vermitteln, wie Kaster mit seinen Stadttoren, seiner Burg und der Vorburg, dem Marktplatz mit den alten Giebelhäusern und der Stadtmauer mit ihren Türmen. Entstanden ist die Befestigung zunächst aus einem Wall mit Graben, der von Palisaden besetzt war. Im 15. Jahrhundert wurde daraus eine Mauer mit Toren und Türmen, wie der Eintrag „Caster villa murata“ aus dem Heiratsvertrag zwischen Reinald von Jülich mit Maria von Harcourt von 1405 bezeugt.
Die Stadt fiel 1624 einer verheerenden Feuersbrunst zum Opfer, die nahezu alle Gebäude, inklusive der Kirche und der Korn- und Ölmühle, innerhalb der Stadtmauern vernichtete. 1626 wurde die Stadt dann unter Beibehaltung der Stadtbefestigung und der Straßenzüge wieder aufgebaut. Das Stadtbild blieb seitdem (mit kleineren Ausnahmen) unverändert.
Endgültig zerstört wurde die Burg 1648 am Ende des Dreißigjährigen Krieges, als hessische Truppen in Kaster einmarschierten und diese durch das Heer des Generalwachtmeisters Sparr vertrieben wurde. Die zerstörte Burg wurde daraufhin nicht wieder aufgebaut.
Die erste Erwähnung einer Kapelle stammt aus dem Jahr 1365, als Herzog Wilhelm von Jülich einen Altar für die Gottesmutter Maria und die beiden Heiligen Georg und Erasmus stiftete. 1542 zerstört wurde sie erheblich größer wieder aufgebaut und 1583 erstmalig als Kirche bezeichnet. Außer dem Turm wurde die Kirche ein Opfer des Brandes von 1626, wurde aber wieder aufgebaut. 1783 – 85 entstand an ihrer Stelle die Kirche im Stil des Barock, in dem sie auch heute noch zu sehen ist.
Nach dem Einmarsch der Franzosen 1794 wurde Kaster bald darauf zum Sitz der Mairie Kaster. Zu ihr gehörten Omagen, Hohenholz, Lipp, Millendorf, Epprath, Tollhaus, Oppendorf und die beiden Höfe Darshoven und Etgendorf. Erster Maire wurde Johann Gerhard Görtz, der 1805 von Gottfried Dackweiler abgelöst wurde. Steuereintreiber wurde Heinrich Steifensand, der Vater des Malers und Kupferstecher Xaver Steifensand. Insgesamt versank Kaster aber immer mehr in Bedeutungslosigkeit, das neue Verwaltungzentrum entstand stattdessen in Bergheim.
Mit Übernahme durch die Preussen wurde aus Kaster eine „Landbürgermeisterei“; der Ort gewann seine alte Bedeutung als Amtssitz nicht wieder zurück. Bürgermeister blieb zunächst Gottfried Dackweiler. Ihm folgte 1826 Johann Wilhelm Huttanus, der zugleich auch Bürgermeister von Bedburg war.
1837 erlangte Freiherr Ferdinand von Gatzen die Bürgermeisterwürde. Er war zugleich Bürgermeister von Pütz, aber in Kaster äußerst unbeliebt. Der Gemeinderat unternahm mehrere vergebliche Versuche, von Gatzen abzulösen. Schließlich wurde er in der Folge der Revolution von 1848 von einer Meute aufgebrachter Kasterer Bürger aus dem Agathator, dem damaligen Sitz des Bürgermeisters, vertrieben. 1850 wurde er durch Christian Kaumanns ersetzt, einer der Brüder aus der „Bürgermeisterdynastie“ der Kaumanns, der gleichzeitig auch Bürgermeister von Königshoven wurde.
1928 wurde durch Bürgermeister Johannes Struben (1928 – 1933) das Kriegerehrenmal neben der alten Schule offiziell eingeweiht. Die Kosten für das Denkmal waren durch einen eigens gegründeten Denkmalausschuss (1927) zusammengetragen worden.
Kaster, das bis 1936 immer noch mir „C“ geschrieben wurde, zählte auch im Jahre 1939 genauso viele Einwohner wie 1861 und war auch nach dem Zweiten Weltkrieg mit nur 731 Einwohnern (1955) die zweitkleinste Stadt des Bundesgebietes. Die Stadtrechte waren dem Ort 1939 wieder verliehen worden und damit auch das Recht auf Führen eines eigenen Wappens.
Im Laufe von wenigen Jahrzehnten entstand dann aber durch die Umsiedlung aus dem verschlafenen mittelalterlichen Städtchen eine Stadt von fast 5.000 Einwohnern, die mit der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 ein Stadtteil von Bedburg wurde.
Dem Braunkohlentagebau mussten eine Reihe von Nachbarorten weichen. Die Bewohner konnten jedoch die alten Dorfgemeinschaften aus Epprath, Morken und Harff durch eine geschlossene Umsiedlung in die, neu im Westen und Süden von Kaster entstandenen, Siedlungen weitgehend erhalten.
Kaster selber entging dem Braunkohlen-Abbau. 1954 plante der Braunkohlenausschuss die Umsiedlung von Alt-Kaster in die Nähe von Gut Hohenholz, aber heftige Bürgerproteste sowie der Einsatz von Bürgermeister Franz Vosen und besonders von Regierungspräsident Dr. Wilhelm Warsch verhinderten diesen Plan. Gefeiert wurde dieser Erfolg 1955 mit einem rauschenden Kostümzug durch die Stadt.
Um die Stadt herum aber wurde die Landschaft grundlegend verändert. Nach Abbau der Kohle und Verfüllen der entstandenen Gruben wurde durch Rekultivierung mit der „Kasterer Höhe“ ein Waldgelände mit dem Kasterer See im Zentrum als neues Naherholungsgebiet geschaffen.
Heute ist Kaster mit über 6.200 Einwohnern der größte Ortsteil Bedburgs. Im Zuge der Zentralisierung der Verwaltungsstandorte wird das bestehende Rathaus in Kaster ab Herbst 2017 erweitert.
Darüber hinaus herrscht in Kaster ein reges Vereinsleben, unter anderem weist Kaster eine der größten Schützenbruderschaften im Stadtgebiet auf.
Zurück zur Übersicht der Ortschaften
Jubiläumstext anlässlich des 825-Jährigen Jubiläums der Ortschaft Kaster im Jahr 2023
Weitere Informationen:
Informationen zu Alt-Kaster (Arbeitskreis Altstadt Kaster e.V.)