Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften tragen zur Internationalisierung einer Stadt bei und sind Zeichen der Völkerverständigung, der Offenheit und der Toleranz. Die direkten Begegnungen mit Menschen aus Partnerstädten können Vorurteile abbauen und gegenseitiges Vertrauen fördern. Denn wenn Menschen zusammenfinden und sich austauschen, können sie – nicht nur geografische – Grenzen überwinden.
Aktuell pflegt die Stadt Bedburg drei Städtepartnerschaften – eine innerdeutsche und zwei internationale. Denn Städtepartnerschaften haben immer ein Absicht gemeinsam: einen möglichst breitgefächerten Austausch zu ermöglichen. Klassische Beispiele sind vor allem in den Bereichen Kultur, Bildung, Jugend, Sport, Wirtschaft oder Wissenschaft zu finden.
Bereits seit 1990 bestehen Kontakte mit der Stadt Vetschau (Spreewald) im Landkreis Oberspreewald-Lausitz im Süden des Bundeslandes Brandenburg, die seit 2002 in einer offiziellen Städtepartnerschaft mündeten.
Außerdem hat die Stadt Bedburg ihren Kontakt mit der israelischen Stadt Pardes Hanna-Karkur im Jahr 2019 intensiviert und diese Freundschaft schließlich am 16. Dezember 2020 im Rahmen einer Videokonferenz in eine offizielle Städtepartnerschaft umgewandelt. So gelang es inmitten der weltweiten Corona-Pandemie, die Freundschaft, die auch historische Gründe hat, zu definieren.
Nach Beginn des Krieges in der Ukraine kamen viele Menschen aus der ukrainischen Großstadt Mykolajiw zu uns nach Bedburg. Um nicht nur die Menschen hier bei uns, sondern auch vor Ort in der Ukraine zu unterstützen, ging die Stadt Bedburg Ende 2022 ebenfalls eine Solidaritätspartnerschaft mit der Stadt aus der Südukraine ein.
Zusätzlich wird eine Städtepartnerschaft mit der spanischen Stadt Estepona angestrebt.
An der weltgrößten Friedensbewegung – der Städtepartnerschaftsbewegung – will die Stadt Bedburg teilnehmen!
► Stadt Vetschau (Deutschland)
Bereits seit Mitte der achtziger Jahre gab es in der Stadt Bedburg Bestrebungen, eine Städtepartnerschaft, insbesondere mit einer Stadt in der ehemaligen DDR, einzugehen. Diese Versuche scheiterten jedoch zunächst an der damaligen Führung der DDR, die nicht mehr als die 600 bereits bestehenden Patenschaften zulassen wollte.
Erste Kontakte mit Vertretern der Stadt Vetschau aus dem Braunkohlenbezirk Cottbus konnte die Stadt Bedburg daher erst nach der Öffnung der Mauer auf Vermittlung der stellvertretenden Landrätin des damaligen Erftkreises, Frau Furler-Zantopp, aufnehmen. Bei dem ersten Besuch einer Bedburger Delegation in Vetschau im März 1990 wurde eine gemeinsame Absichtserklärung der Städte zur Begründung einer Partnerschaft unterzeichnet. Im Mai 1990 besiegelten entsprechende Ratsbeschlüsse der beteiligten Partner die Übernahme einer Patenschaft, 2002 wurde daraus dann eine offizielle Städtepartnerschaft.
Diese Patenschaft war nach den Kommunalwahlen in der DDR durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen den beiden Stadtverwaltungen gekennzeichnet. Mehrere Mitarbeiter*innen der Stadt Bedburg übernahmen Beratungstätigkeiten und standen ihren Kollegen in Vetschau mit Rat und Tat zur Seite, um sie beim Aufbau einer funktionstüchtigen Kommunalverwaltung zu unterstützen. Parallel hierzu waren mehrere Mitarbeiter*innen der Stadt Vetschau zu Gast bei der Stadt Bedburg, um vor Ort Praxiserfahrungen für ihren Tätigkeitsbereich sammeln zu können.
Neben der Unterstützung durch Beratungen (u. a. Unterstützung beim Aufbau der Verwaltungsorganisation, einer grundlegenden Verwaltungsbibliothek sowie bei der Ausarbeitung und Erstellung des Orts- und Dienstrechts, der Einholung von Rechtsauskünften für anstehende Vertragsunterzeichnungen etc.) erfolgten auch finanzielle Hilfestellungen in Form von bereitgestellten Büromaterialien und Organisationsmitteln wie Diktiergeräten, Schreibmaschinen oder einem Kopiergerät. Zur Anschaffung von medizinischen Geräten erhielt die Poliklinik Vetschau auf Beschluss des Rates anlässlich des Tages der Deutschen Einheit einen Zuschuss in Höhe von 5.000 DM. Insgesamt stellte der Rat der Stadt Bedburg in den Jahren 1990 und 1991 Haushaltsmittel in Höhe von jeweils 40.000 DM zur Unterstützung der Stadt Vetschau zur Verfügung. Darüber hinaus gelang es, Dritte zu Unterstützungsleistungen für die Stadt Vetschau zu motivieren. Seit Ende 1992 ist keine regelmäßige Unterstützung der Verwaltung der Stadt Vetschau mehr erforderlich gewesen.
Außerdem fanden gegenseitige Straßenbenennungen in Vetschau und Bedburg statt: Der Rat der Stadt Bedburg hatte beschlossen, eine Straße in Bedburg als „Vetschauer Straße“ zu benennen. Im Gegenzug hat sich der Rat der Stadt Vetschau dafür ausgesprochen, eine Straße nach Bedburg zu benennen. Die Einweihung der „Bedburger Straße“ erfolgte am Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober 1991, im Beisein einer Delegation Bedburger Rats- und Verwaltungsvertreter.
Manifestierung der Beziehung durch einen Partnerschaftsvertrag
Zur weiteren Intensivierung der Beziehungen besuchten in der Zeit vom 23. bis 25. Juni 2001 insgesamt 33 Personen aus Vetschau die Stadt Bedburg, darunter u. a. der Bürgermeister Vetschau's, Axel Müller, sowie
zahlreiche weitere Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung und der dortigen Lokalpresse. Anlässlich dieses Besuches verständigten sich Bürgermeister Willy Harren und sein Amtskollege darauf, die bestehende Patenschaft nunmehr auch per Vertrag schriftlich zu manifestieren.
Die Gelegenheit dazu ergab sich in der Zeit vom 30. August bis 2. September 2002 im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich der urkundlichen Ersterwähnung der Stadt Vetschau/Spreewald vor 700 Jahren. Hierzu hatte Bürgermeister Axel Müller eine Bedburger Delegation eingeladen. Der offizielle Städtepartnerschaftsvertrag wurde während dieser Feierlichkeiten am 1. September 2002 im Stadtschloss der Niederlausitz-Stadt feierlich unterzeichnet, und zwar durch Willy Harren - Bürgermeister und Vorsitzender des Rates der Stadt Bedburg -, Axel Müller - Bürgermeister der Stadt Vetschau/Spreewald -, und Gerhard Michaelis - Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung Vetschau .
Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit, der sich zunächst überwiegend auf kommunalpolitischer Ebene erstreckte, sollte nun verstärkt auf Kontakten zwischen den Vereinen, Verbänden und Schulen liegen. Das gemeinsame Ziel: dass in Zukunft nicht nur die Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung nach Gemeinschaft und Harmonie streben, sondern vornehmlich auch die, die eine Städtepartnerschaft gründen und auch beleben - die Bürger*innen der Städte Vetschau/Spreewald und Bedburg. Solche Bürger*innen, die eine Städtepartnerschaft nicht nur protokollieren, sondern auch mit dem Geist der Freundschaft, Neugier und durch das Zusammenwachsen erfüllen.
► Pardes Hanna-Karkur (Israel)
Die Stadt Pardes Hanna-Karkur mit 43.000 Einwohnern im israelischen Bezirk Haifa wurde nicht zuletzt wegen einiger langjähriger persönlicher Beziehungen als erste internationale Partnerstadt der Stadt Bedburg ausgewählt.
Historisch bedingt bestehen erste persönliche Kontakte zwischen den beiden Städten aufgrund der Vertreibung der Familie Franken im Jahr 1939. Die Familie Franken war bis Dezember 1938 Eigentümerin des historischen Rathauses in Bedburg. Im Rahmen der nationalsozialistischen Diktatur kaufte die Stadt Bedburg das Rathaus und die Familie wurde anschließend vertrieben. Schließlich suchten die Nachfahren der Familie Franken vor einiger Zeit Kontakt zur Stadtverwaltung. Ein Treffen fand im Frühjahr 2019 statt. Sowohl die politischen Vertreter*innen in Pardes Hanna-Karkur als auch die Nachkommen der Familie Franken wünschten sich eine Partnerschaft mit der Stadt Bedburg. Somit ist das historische und bedrückende Ereignis der Naziherrschaft in Bedburg zugleich Ursprung einer wachsenden Freundschaft und Städtepartnerschaft.
Der Abschluss der Städtepartnerschaft ermöglicht künftig Austausche im Schulbereich, auf Vereinsbasis und in den Fachdiensten der Stadtverwaltung. Die Beteiligung weiterer Bereiche wie der lokalen Wirtschaft ist ausdrücklich erwünscht. Die Partnerschaft ermöglicht den Bürger*innen, den internationalen Austausch auf einer lokalen Ebene zu erleben, um so Gemeinsamkeiten zu finden, die die Solidarität zwischen den Menschen und das Verständnis für das Fremde stärken. Von diesem interkulturellen Dialog profitieren alle Bedburger*innen und darüber hinaus rundet die Städtepartnerschaft das Bild Bedburgs als moderne Stadt mitten in Europa ab.
Ein weiterer Grund für eine Partnerschaft mit einer israelischen Stadt ist die Tatsache, dass das Land Nordrhein-Westfalen ein besonderes Verhältnis zu Israel pflegt. Anfang des Jahres 2020 öffnete das Büro des Landes Nordrhein-Westfalen für Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Jugend und Kultur in Israel seine Tore. Es hat die Aufgabe, die zahlreichen Aktivitäten Nordrhein-Westfalens in Israel zu bündeln, das Land vor Ort präsenter zu machen und neue Ideen für die Zusammenarbeit zu entwickeln
► Mykolajiw (Ukraine)
Mykolajiw ist eine Stadt in der südlichen Ukraine mit etwa 480.000 Einwohnern am Schwarzen Meer gelegen. Sie ist kultureller Mittelpunkt des Gebietes mit Hochschulen und Theater. Die Stadt selbst ist überwiegend russischsprachig.
Mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 wurde in der Ukraine die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Die Bestürzung und Betroffenheit waren überall groß, auch in Bedburg wollten sich viele Bürgerinnen und Bürger engagieren und helfen. Aufgrund von privaten Kontakten und der schnellen Hilfe einiger Bedburgerinnen und Bedburger sind viele, vor allem Frauen und Kinder aus der ukrainischen Stadt Mykolajiw, nach Bedburg gekommen. Mittlerweile sind rund 300 Personen in Bedburg untergebracht, denn ihre Heimatstadt wird mit Streubomben beschossen.
Präsentation über die Stadt Mykolajiw
Im Sommer 2022 erstellte der Bedburger Fotograf Matthias Sandmann eine Ausstellung „Geflüchteten ein Gesicht geben“, mit der er die oftmals anonyme Flucht der zu uns nach Bedburg gekommenen Menschen öffentlich machen will. Die Ausstellung zeigt, dass wir Zuwachs von Menschen bekommen haben, die nicht nur so aussehen wie wir, sondern die wir im Prinzip selber sein könnten.
Hier kommen Sie zur Ausstellung "Geflüchteten ein Gesicht" geben.
Als die Stadt die Stadt Mykolajiw im September ihr 233. Stadtjubiläum feierte, sendete Bürgermeister Sascha Solbach zu diesem Anlass ein Grußwort in die Ukraine:
Nach Ausbruch des Krieges hat die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) zur Gründung sogenannter Solidaritätspartnerschaften deutscher Kommunen mit ukrainischen Kommunen aufgerufen. Auch die Stadt Bedburg wollte sich hier beteiligen. Mit ihrer Unterschrift auf der offiziellen Urkunde besiegelten die Bürgermeister Oleksandr Syenkevich und Sascha Solbach am 2. November 2022 im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung die Solidaritätspartnerschaft der Stadt Bedburg mit der ukrainischen Großstadt Mykolajiw. Die neue Partnerschaft mit der sich fast dauerhaft unter Beschuss befindenden Stadt aus der Südukraine soll als Grundlage für die Entwicklung einer langfristigen Freundschaft zwischen den beiden Städten dienen. Eine Freundschaft, die in einer turbulenten Zeit begonnen hat; alle Seiten hoffen, dass der Krieg bald endet und einen gemeinsamer Weg für die Zukunft gefunden werden kann.
Im ukrainischen Fernsehen erschien Mitte 2024 ein Beitrag über die Städtepartnerschaft von Bedburg und Mykolajiw. Über Einstellungen - Untertitel - Englisch kann das Video übersetzt werden:
► Städtepartnerschaftsverein Bedburg e.V.
Am 19. Juni 2023 fand die Gründungsversammlung des Städtepartnerschaftsverein Bedburg e.V. statt. Die Euphorie und der Wunsch, aktiv am internationalen Austausch mitzuwirken, füllten den Arkadenhof auf Schloss Bedburg. Nach Eintragung in das Vereinsregister und weiteren Vorarbeiten hat der Verein seine Arbeit aufgenommen und bemüht sich seitdem gemeinsam mit der Stadtverwaltung (Stabsstelle Demokratie, Internationales, Fördermittel – DIF) um die Pflege der internationalen Kontakte der Stadt Bedburg, vor allem mit den Partnerstädten Vetschau, Pardes Hanna-Karkur und Mykolajiw. Eine Städtepartnerschaft mit der spanischen Stadt Estepona wird derzeit angestrebt.
Sie wollen mehr über die Städtepartnerschaftsbewegung wissen?
Institut für europäische Partnerschaften und internationale Zusammenarbeit e.V.
Außerdem ist die Stadt Bedburg seit 2014 Mitglied im Institut für europäische Partnerschaften und internationale Zusammenarbeit e.V., welches seit 1990 als gemeinnütziger Verein Partnerschaftskomitees, Kommunen und Bildungseinrichtungen in ihrer internationalen Projektarbeit und der Weiterentwicklung ihrer partnerschaftlichen Beziehungen unterstützt.
Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE)
Auch der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), ein Verband, der sich der Partnerschaftsbewegung stark verbunden fühlt, fördert die Partnerschaftsarbeit der Stadt Bedburg. So veröffentlich der RGRE zum Beispiel eine Datenbank der kommunalen Partnerschaften. Der Dachverband der RGRE ist der Der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (CEMR). Dieser versorgt die Stadt Bedburg ebefalls auf der Website www.twinning.org mit aktuellen Informationen über Städtepartnerschaften und unterstützt sie bei der Suche nach neuen Partnern.
Interessierte Bürger*innen sowie Vereine und Institutionen, die einen Beitrag zu den Städtepartnerschaften leisten oder aktiv an Projekten mitwirken möchten, sind eingeladen die zuständige Mitarbeiterin der Stadt Bedburg, Anna Noddeland, unter a.noddeland@bedburg.de oder 02272-402-135 zu kontaktieren.